Tief hing der Wagen auf der Straße, flatternde Tücher im Wind, die den Regen kaum abhalten konnten. Selbst Jahre nach der Katastrophe spielte das Wetter noch immer verrückt, nach wochenlanger Hitze schien nun der Regen eines ganzen Jahres innerhalb weniger Stunden zu fallen. Der Mercedes brummte ruhig die verlassene Autobahn entlang. Immer wieder musste der Fahrer liegengebliebenen Fahrzeugen ausweichen, die im gelben Lichtkegel der improvisierten Scheinwerfer erschienen. Die immer schlechter werden Straßenverhältnisse dieser Reste der Zivilisation machten ihm zu schaffen: Bäche, die sich quer durch die Fahrbahnen gefressen hatten, verlassene Wegposten kilometerlange Autofriedhöfe mit tausenden von rostenden Fahrzeugen, das Stunde um Stunde, Tag um Tag. Er fuhr nicht zu schnell, um auf den unübersichtlichen Straßen nicht zu verunfallen und auch nicht zu langsam, um den wenigen verbliebenen Banden, sechs Jahre nach der Apokalypse nicht doch noch ein Ziel zu bieten. Nach einem prüfenden Blick auf eine s elbstgezeichnete Karte nahm er einige Kilometer weiter eine Abzweigung, machte vor einer beleuchteten Straßensperre halt. Das Glitzern der Solarkollektoren in der untergehenden Sonne war schon von weit entfernt zu sehen. Schnell drängten sich die Wachen um den Mercedes: "Dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Muss' ein halbes Jahr her sein... Oder sogar länger..." - "Kommst du aus dem Süden? Was machen die Trottel in "Neuland"?" - "Ich habe eine Flasche Schnaps gewettet, das deren Damm diesen Winter nicht überlebt. Oh Mann! Erzähl Philipp bloß nicht das er gehalten hat, ich habe schon seit Jahren keine Flasche Schnaps mehr!" - "Jetzt komm' aber erstmal aus dem Wagen, der Chef hat einen ganzen Haufen Briefe für dich, die müssen alle nach Norden in dieses Seelager da... Mann, das soll er dir vielleicht besser selbst erklären. Irgendwas mit Medikamenten und Heilkräutern war da auch noch... Und Benzin haben wir auch aufgetrieben. Bezahlung und so. Wird immer schwerer das Zeug zu finden!"

Grundmodell meines Umbaus war ein Mercedes Benz 560 SEC von Revell, Mad Max typisch mit ordentlich Leistung (5,5 Liter V8 mit 300 PS). Der Name "traveling cheap John" spielt auf die Funktion meines Wagens an: Da ich mich persönlich nach Armaggedon nicht mit dem MG auf dem Dach durch die Straßensperren marodierender Banden schlagen würde, bleibt eigentlich nur die Option, als "fliegender Händler" allerlei Krimskrams zu verkaufen, Post zu liefern oder ähnliches. Ein Mercedes gilt ja als besonders robust, genug Ersatzreifen kann man ja mitnehmen, einige Benzinkanister im Kofferraum, schnell ein Transportgestänge auf das Dach geschweißt und los gehts!

Gewisse Adaptionen an Costners (Furchtbar schlechten) Endzeitfilm "Postman" waren dabei durchaus Absicht! ;)